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Der Bedeutungsverlust des Verifizierungs-Haken


In letzter Zeit sind die Diskussionen um die Verifizierungshaken auf Twitter immer lauter geworden, nicht zuletzt, weil Musk diese für alle für einen monatlichen Preis verfügbar gemacht hatte und den damals bestätigen Accounts ihre Haken wieder wegnehmen wollte. Diese ganzen Diskussionen könnten sich eigentlich schon von selbst erledigt haben.

Es mag erst, auch wegen dieser harten Diskussionen, verrückt klingen, aber wenn man sich die Bedeutung des Verifizierungshaken in seiner Geschichte anschaut, entwickelt sich in den letzten Jahren parallel ein Trend, der Twitter Blue wie einen Witz aussehen lässt. Verifizierungshaken sind heute fast nichts mehr wert. Wie konnte es dazu kommen?

Verifizierungshaken verlieren ihre Bedeutung und das erst nicht seit gestern

Mit den Anfängen des Internets hatte noch wohl fast niemand damit gerechnet, dass man Verifizierungshaken einmal brauchen würde – mit den Jahren erwiesen sie sich jedoch als notwendiges Mittel, um die neu aufgekommenen Faker zu bekämpfen.


Während Haken mit vor allem Twitter aufkamen und sich auf YouTube, Facebook und einigen anderen Plattformen langsam etablierten, wurden zuerst bekannte Prominente aus der Offline-Welt verifiziert, später dann auch solche Creator, die durchs Internet berühmt geworden waren. Zu Höchstzeiten waren auf Twitter etwa 400.000 Personen verifiziert. Jahrelang war das System im Übrigen gar nicht verfügbar, weil Twitter es überarbeiten wollte.

In der YouTube-App sieht man schon seit 2021 eigentlich gar keine Verifizierungshaken mehr, maximal noch, wenn man in die Kommentare schaut oder auf der Desktop-Seite, vereinzelt noch in der Suche. 2019 wollte man das System umbauen, um nur noch Marken zu verifizieren, die Community wehrte sich, seitdem bekommt fast jeder Kanal mit über 100.000 Abonnenten quasi automatisch die Checkmark spendiert.

Benutzernamen und eigene Kontrolle sind viel wichtiger geworden

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Und auch auf Facebook sieht es kaum noch anders aus. Wer der echte ist, hat meist den richtigen Benutzernamen, wenn man das kontrollieren will, klickt man kurz auf den Namen. Die Haken sind nahezu irrelevant, sie dienen oft maximal noch als Statussymbol – dass man es geschafft hat, dass man nun verifiziert wurde, ganz offiziell bestätigt eben. Aber wirklich Faker werden hiermit nur noch selten entlarvt.


Denn die meisten Nutzer, die auf Faker hereinfallen, stören sich auch an dem Haken nicht. Eigentlich bräuchte Twitter gar keinen Haken mehr, die Aufregung darüber ist irrsinnig. Wenn Musk schreibt “Power to the people”, will er mit dem Feature natürlich wieder Geld in die Kassen Twitters bringen (was diese auch nötig haben), trotzdem ist diese Nachricht nicht ganz falsch.

Denn der Haken steht für eine Gruppe der “Elite”, Nutzer, die sich nicht selten tatsächlich besser fühlten durch ihre Verifizierungshaken. Die wirklichen Prominenten nutzen ihre Accounts aber meist nur für Promo für ihre neuesten Projekte und nicht, um sich an Unterhaltungen zu beteiligen.

Das sieht man auch daran, dass viele der damals verifizierten Nutzer nicht durch Twitter Blue verifiziert werden wollen – es entehrt sie, denn es ist nicht der “richtige” Haken. Dabei gibt es sowas doch gar nicht. Es ist nur ein Haken. Wirkliche Zusatzfunktionen hatte dieser nie, Twitter Blue hat das jetzt jedoch.


YouTube hat mittlerweile sogar längst eine Künstler-Verifizierung eingebaut, die nahezu alle größeren Accounts von großen Popstars bekommen haben. Und die kleinen Musikkanäle ebenfalls. Mit der Checkmark hat es jedoch nichts mehr zu tun, es geht um eingereichte Songs und man sieht lediglich eine kleine Note hinter dem Namen.

Während der Verifizierungshaken stirbt, springen die letzten Befürworter ihm noch hinterher

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Dass der Haken früher oder später weichen würde, weil eigentlich viel zu viele Nutzer verifiziert worden waren und einige davon nicht einmal wirklich relevant waren – fast jeder kennt Accounts, die gar nicht wirklich im öffentlichen Interesse lagen und trotzdem verifiziert waren – war schon lange klar gewesen. Genau deshalb hatte Twitter damals die Verifizierung für Jahre eingeschränkt. Man wollte abklären, wer verifiziert werden sollte und wer nicht. Weil schon damals zu viele verifiziert worden waren.

Eine Checkmark ist entweder ein Zeichen dafür, dass jemand echt, real, einzigartig und in Gefahr gefakt zu werden ist, und das ist eben nicht jeder zweite Journalist, oder sie ist einfach ein schönes Zeichen hinter dem Namen. In den letzten vier bis sechs Jahren war sie letzteres. Ein Zeichen, um sich von anderen abzugrenzen.


Und diejenigen, die ehrlich sind, wussten das auch schon seit Längerem. Wenn jemand wie Taylor Swift verifiziert wird, dann ist das verständlich. Aber nicht selten hatten die Personen nicht einmal einen vollständigen Wikipedia-Artikel, teilweise gar keinen. Und ob jede Person mit Wikipedia-Artikel direkt einen Haken haben sollte, ist auch fraglich.

Wenn man ehrlich sein sollte, dürfte eigentlich niemand außer große Unternehmen – dass das wichtig ist, sah man, als sich Twitter Blue-Nutzer direkt als größere Konzerne ausgaben und Unheil anstellten – einen Haken haben, maximal eben noch international bekannte Stars.

Oder eben die, die zahlen, weil ihnen die Features von Blue etwas wert sind. Aber wozu braucht man dafür eigentlich eine Checkmark? Man könnte auch etwas anderes nehmen und die Checkmark ein für alle Mal loswerden.


Obwohl es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass in einigen Jahren sowieso niemand mehr darüber spricht. Denn am Ende war der Haken nur ein Weg für Nutzer, die zu faul sind, minimal Recherche oder Menschenverstand zu investieren, um herauszufinden, ob es sich um die echte Person oder Organisation handelte oder einen Fake.

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Bastian

Gründer und Autor. Experte für Memes, Internetkultur mit Stars und Social Media, dabei aber auch interessiert an Kino, Filmkultur & Animationsfilmen und anderem. Manchmal sarkastisch, kreativ und Gelegenheitskritiker.

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