Etwas spät, aber eigentlich ist es ja relativ egal, wann eine Rezension über einen Film verfasst wird. Da der Film „Bad Times at the El Royale“ vor wenigen Tagen dann auch erstmal im Free-TV lief, ist es jetzt Zeit mal einen genaueren Blick daraufzulegen und eine Wertung vorzunehmen, die dem Film gerecht wird.
Der Film startet sehr interessant und zeigt anfangs nur einen kurzen Einblick auf das, was vor einiger Zeit geschehen ist im betreffenden Hotel, bzw. Motel. Dieses ist in zwei Bereiche aufgeteilt, in denen man sich aufhalten und übernachten kann, das sind einerseits Kalifornien, aber auch Nevada. Je nachdem für welche Seite man sich entscheidet, hat man Vorteile, die man genießen kann, so gibt es in Kalifornien beispielsweise Alkohol, den es auf der Nevada-Seite nicht gibt. Diese Situation zieht sich durch die Handlung, ist allerdings eher weniger wichtig.
Am Anfang stehen die Darsteller also einem direkten Konflikt miteinander entgegen, die Ziele, die sie haben, kennen sie aber untereinander noch nicht. Genauso wenig, wie wir sie kennen. So wird vor jeder Charaktererzählung der Screen des jeweiligen, gewählten Zimmers am Anfang eingeblendet und dann eine kleine Einleitung gegeben und die Story so erweitert. Später werden hier auch zu unterschiedlichen Zeiten im Film die Position und Handlung einer Person zu einer der wichtigsten Zeitpunkte dargestellt, womit sich dann die Gesamtstory besser erschließen lässt.
Charakterdesign von Bad Times at the El Royale
Ohne etwas spoilern zu wollen, muss dabei gesagt werden, dass nicht alle Charaktere direkt am Anfang des Films auftauchen, sondern sich einige auch erst mit der Zeit in die Handlung hereinbewegen. Dabei treten zuerst unter anderem der Pastor Father Daniel Flynn, die Sängerin Darlene Sweet, Emily Summerspring, der Geheimagent Seymour Sullivan und der Hotel-Portier Miles Miller auf. Jede der Personen hat seine ganz eigene Geschichte. Und diese sind bei Bad Times at the El Royale sehr interessant und könnten kaum unterschiedlicher sein.
Nach und nach erzählt jedes Zimmer die Geschichte hinter der Person und entlüftet das Geheimnis, um das sich Bad Times at the El Royale dreht. Denn das ist eine bewegende Geschichte mit einigen Hoch- und Tiefs und vor allem eines.
Überraschungen gibt es viele
Ich hätte tatsächlich kaum so viele Überraschungen in einem Film wie hier. Es ist beachtlich, wie unvorhersehbar die Story letztlich ist. Normalerweise geht man seine Standardpunkte ab und erwartet von Figuren gewisses Verhalten, mal passt das auch auf die Handlung der Figur, die dann auch stattfindet, aber hier entgleist es komplett. Und das im absolut positiven Sinne!
Die Überraschungen heizen Bad Times at the El Royale nochmal so richtig an und machen den Film zusätzlich noch spannender. Obwohl die Hintergrundstorys schon sehr interessant sind, wird so klar, dass das Ende des Films theoretisch alles sein könnte, einfach, weil es keine gezielte Richtung gibt, wo man erahnen kann, dass es nun so endet.
So kann man den ganzen Film als wahre Überraschungen bezeichnen, denn am Anfang sieht alles noch recht harmlos aus. Man könnte sogar meinen, dass es Richtung Komödie geht. Aber nicht mit dem, was danach dann passiert.
Was bleibt?
Mich hat Bad Times at the El Royale fasziniert und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Botschaft, die der Film mit sich bringt und die zahlreichen Details, sind durchaus beeindruckend. Zu recht haben viele Zuschauer den Film auch als Meisterwerk bezeichnet. Aber auch als gescheitertes Meisterwerk, da die Aufmerksamkeit zwar da war, aber doch nicht groß genug, um ihn womöglich in die Filmgeschichte eingehen zu lassen. Denn Potenzial hätte er gehabt. Hoffnung diesbezüglich kann man jedoch noch haben, schließlich dauert es einige Jahre, bis Filme diesen Status richtig erlangen.