Ein altes Thema. Und, das vorweg, ohne einen längeren Exkurs in die Geschichte der (momentan leider eingeschlafenen) Fragerunde mit Peter “pet” Höpfner, langjährigem Ehapa-Chefredakteur und mittlerweile “Global Creative Director”, geht es nicht.
Comicforum: Einige Leser im Forum hätten Interesse an einem MM Abo allerdings ohne die Extras aus Kunststoff. Gibt es Planungen in dieser Richtung?
pet: Ja, auch darüber wurde bereits nachgedacht. Auch hier gibt es verschiedene Probleme, da das Extra rechtlich ein unabdingbarer Bestandteil des Heftes ist. Zudem können wir nicht einschätzen, wie groß eine Gruppe dieser Art wäre… mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen; es ist zumindest in der Prüfung.
Das war 2010. 2012 wiederum gab es diese Frage/Antwort:
Comicforum: Mich würde einmal interessieren, inwieweit man sich bei Ehapa zur Umweltverträglichkeit der Extras Gedanken macht? In dem aktuellen Elektro-Kreisel des MM-Magazins steckt eine Batterie, die man nicht ohne weiteres entfernen kann. Wieviel davon landen wohl im Hausmüll? Da gibt es wirklich viel lieblosen, langweiligen Plastikschrott. Ich verstehe, dass attraktive Extras wichtig sind, aber ich denke, dass man mit „ökologischen“-Extras und Themen durchaus bei Kindern und Erwachsenen punkten kann. (Ich komme jetzt nicht mit dem nostalgischen Bastelbogen, auch wenn der natürlich in dieser Hinsicht perfekt wäre). Mit wohlüberlegteren Extras sehe ich durchaus Chancen fürs Image. Welcher Verlag bietet so etwas an? Das könnte ebenso Schlagzeilen machen wie die Frauen-Zeitschrift „Brigitte“, die wohl auf „Hunger-Models“ verzichtet.
pet: Die Frage habe ich an den Leiter der Promotion, unserer Fachabteilung für die Extras, weitergereicht; der allerdings im Urlaub ist… Antwort folgt demnächst. Eines aber vorab: Wir produzieren keinen Schrott, sondern sorgen mit verschiedensten Vorgaben und selbstverpflichtenden Regeln für einen bestmöglichen Standard in jeder Hinsicht! Und niemandem tut es mehr Leid als uns, wenn mal etwas nicht funktioniert!
Bin mir nicht sicher, ob die Antwort jemals kam, zumindest im Fragethread steht nichts. Und ob die Extras wirklich irgendwelchen Standards genügen, will ich aus eigener Erfahrung zumindest mal anzweifeln. 2014 zitiere ich:
Comicforum: Ich bin vor einem halben Jahr von der Micky Maus zum niederländischen Donald Duck „umgestiegen“, seit der ersten Ausgabe hat sich hier im Aufbau nur sehr geringfügig etwas verändert, der redaktionelle Teil ist bewusst klein, aber seriös gehalten und der Fokus liegt auf den Comics. Das Magazin hat noch immer Verkaufszahlen weit über 250.000 Exemplaren, was vor allem mit Blick auf die Einwohnerzahl im Vergleich zu Deutschland enorm ist, in den Niederlanden werden die Abos, wie teilweise in Finnland auch sogar „vererbt“ bzw. bei Geburt abgeschlossen. Nachdem nun fast jedes Jahr ein Relaunch der Micky Maus in Gange gebracht wird, könnte man nicht versuchen, dies auf das holländische Modell (drei bis vier Extrahefte pro Jahr für Abonnenten, Behandlung naturwissenschaftlicher, technischer und geschichtlicher Themen mit hohem Textanteil durch Disneyfiguren unterlegt) starker Disneybezug bei verkauften Artikeln usw., keine weiteren Beilagen) umzustellen – und dann auch dabei zu bleiben. Hier funktioniert es trotz Krisen und iPads noch ziemlich gut und wird ebenso von 6- wie 60-jährigen ganz selbstverständlich gelesen. Nur weil Extras und Magazinteile wegblieben, die man auch überall anders bekommt, wird das Ganze ja nicht plötzlich nicht mehr gekauft werden. Bei dem Blick auf die Verkaufszahlen sollte man sich das zumindest einmal durch den Kopf gehen lassen… (und nicht (stur) auf irgendwelche Marketingexperten hören, die auf Augenfänger und Plastikblinkkram bestehen), würde sicherlich nicht schiefer gehen als es momentan aussieht…
pet: Weder die Länder, noch das Magazin, noch die Zielgruppen sind hier vergleichbar. Und somit kann das niederländische Heft nicht als Rollenmodell für das MM herhalten, zumal wir ein ähnliches Magazin ja haben: das DDSH. Dieses ist dem niederländischen sehr ähnlich (und comic-technisch/inhaltlich meist noch besser, Papier ohnehin). Da werdet ihr mir wohl Recht geben, oder?
Aber in Sachen Auflage/Verkauf liegt das DDSH deutlich hinter der MM. Heißt also, das wir im deutschsprachigen Raum mit dem DDSH die Fans und Älteren bedienen, wogegen die MM (allein durch das Extra, welches es in NL/FI ja so nicht gibt) ganz klar ein Magazin für Kinder im Alter von 6-12 Jahren ist!
Warum sollten wir also das MM in ein weiteres DDSH verwandeln? Seien wir doch froh, dass wir mehrere Produkte haben, zumal noch das komplette LTB PORTFOLIO dazu kommt, welches weder in NL noch in FI so breit und erfolgreich ist; ehrlich gesagt sogar weltweit nicht!
Comicforum: Mich würde mal interessieren, ob Du dir nicht mal Gedanken um einen echten MM-Magazin-Relaunch machst. Es ist doch erstaunlich, dass das LTB sich ausschließlich mit Disney & Comics leicht in der Auflage steigert, während das MM-Magazin fast jedes Quartal zum Vorjahr ca. 20% Auflage verliert. Müsste man nicht schon längst andere Zielgruppen bedienen und das Heft auf eine ältere Leserschaft (auch die Extras betreffend) ausrichten? Für die jüngeren Leser könnte man ja die Cars-, Planes, Phineas und wie sie alle heißen Hefte verstärkt ausrichten (Diese Frage ist nicht polemisch sondern konstruktiv gemeint).
pet: Die Kernaussagen aus Antwort 1 treffen auch hier zu. Denn nach dieser Logik müsste unser DDSH, das ja feinsten Comic und gehobenen Redaktion ohne Schnickschnack bietet, verkaufstechnisch durch die Decke gehen, oder?
Aber Kinder, die beim MM nun einmal die Hauptzielgruppe sind, werden neben Comics/Redaktion eben auch stark durch das Extra angezogen – was ein Blick in die Kinderzeitschriften-Regale eindrucksvoll belegt. Und dem können wir uns nun wirklich nicht verschließen.
Ich bin mir aber sicher, dass wir durch den kontinuierlichen Ausbau der gesamten Entenhausen-Range (LTB ohnehin), aber auch beim MM (mit MM COMICS, MM EDITION und MM SPEZIAL) auch für ältere Fans tolle Angebote geschaffen haben.
Und mit dem MM COMICS haben wir ja nun wirklich ein vergleichbares (und in den Argumenten gewünschtes) Modell, das wir immerhin zweimonatlich (und im Abo!) anbieten, wobei die Differenz zur MM gravierend ist.
Ich hoffe, ich konnte meinen Punkt etwas verständlich machen und danke für die Fragen.
Die Ausführungen über Zielgruppen wären eine eigene Diskussion wert, z.B. warum es dem Verlag jahrelang völlig egal war, dass MM-Leser, sobald sie der Zielgruppe “entwachsen” sind, das Heft (und damit oft auch Disney-Comics generell) nicht mehr lesen. Dass im MMC und DDSH komplett andere Comics erscheinen als im MM-M, sei an dieser Stelle auch noch mal erwähnt…
Nun haben wir 2019. In einem Dialog hat Gerd Sylwasschy (Übersetzer für MM-M, DDSH u.a.) angemerkt, dass das hochgelobte niederländische “Donald Duck” deutlich mehr über Abo verkauft wird als am Kiosk, während es beim deutschen MM-M genau andersherum ist.
Diese Überlegung wiederum hat die Möglichkeit eines Abonnements ohne Plastik-Extras ja praktisch direkt zur Folge. Warum?
1) Die Extras stören beim Versand
2) Die Extras richten sich (wie von Peter Höpfner richtig angemerkt) an “Impulskäufer”, also an Kinder, die allerdings nur selten selbst Abos abschließen. Eltern wiederum kaufen ihren Kindern lieber wertiges Spielzeug, anstatt sich per Abo quasi regelmäßig irgendwelchen Gruselglibber oder dubiose Skelett-Armbrüste ins Haus zu holen. Zudem wiederholen sich einige Extras nach einer Weile doch immer wieder (kann ich aus eigener Erfahrung sagen). Wenn man das Heft abonniert, dann wohl eher wegen der Comics. Und für Erwachsene sind die Extras v.a. ein Grund, das Heft nicht zu kaufen. Durch die Beilagen entsteht eine Menge unnötiger Müll. Mittlerweile ist es ja leider traurige Realität, dass z.B. große Teile der Ozeane mit Plastik belastet sind. Auch landet viel im Müll, was dort gar nicht hingehört – ich zitiere eine aktuelle Beilage:
“Die Batterien sollten entfernt werden, bevor das Produkt in den Mülleimer geworfen wird. Lass einen Erwachsenen oder Fachmann das Produkt mit geeigneten Werkzeugen zerbrechen, um die Batterien herauszunehmen.”
Zer-bre-chen! Irgendjemand wird die Anweisungen wohl tatsächlich befolgen. Die meisten Käufer aber – da wette ich – nicht. Damit leistet man einem Umweltproblem unnötig Vorschub.
Also ist die Ankündigung, dass es nun endlich (neun Jahre, nachdem der Vorschlag zum ersten Mal im Raum stand) ein Micky-Maus-Abonnement ohne Extra gibt, ein großer Schritt in die richtige Richtung. Nun muss diese Möglichkeit auch im Heft entsprechend beworben werden. Und eine Diskussion darüber, ob das wirklich genauso viel kosten darf wie das reguläre Abo, sollte auch noch geführt werden – das könnte nämlich etwas abschreckend wirken.
Mein Vorschlag ginge noch weiter (die AbonnEnten könnten ja stattdessen Poster, Sticker oder Bastelbögen bekommen).
Wie dem auch sei, ich hoffe, dass diesem Vorstoß ein großer Erfolg beschieden ist. Jetzt haben wir (fast) das Beste beider Welten: Wer die Extras will, kann das Heft weiterhin am Kiosk kaufen. Wer die Extras nicht will und in erster Linie an den Comics interessiert ist, kann das Abo ohne Extra nutzen. Was weiterhin fehlt: Die Möglichkeit, “spontan” das MM-M ohne Extra zu kaufen. Es gab vor einiger Zeit mal zusammengeschweißte Dreierpacks ohne Extra, die ich auch gerne gekauft habe – auch reine Comic-Sammelbände wären interessant, alleine für längere Fortsetzungsgeschichten.
Was haltet ihr von dieser Entwicklung? Hinterlasst gerne einen Kommentar!
Update 2.4.2020: Momentan funktioniert der obige Link nicht, weil es ein aktuelles Spezialangebot fürs MM-Abo gibt. Ohne Extra gibt es aber auch das. Siehe hier (“für mich”) bzw. hier (zum Verschenken).
Ein Kommentar
Ich finde es halt eher traurig, dass man den gleichen Preis dafür verlangt. Ich hoffe, dass der Preis da sinkt und man es billiger anbieten wird. :zwinker: