Über 200 Millionen Euro hat der Bund in den vergangenen fünf Jahren in die Gaming-Industrie gesteckt. Das Ziel: Deutschland beim Thema Gaming an die Speerspitze bringen. Doch das Ergebnis der vergangenen Jahre ist ernüchternd und einige der geförderten Projekte zumindest fraglich. Braucht es die Gamesförderung in solcher Höhe überhaupt?
Einen guten Stand hat Deutschland international beim Thema Gaming nicht, erst recht nicht für seine Größe. Dabei wären die Vorzeichen vor über etlichen Jahren gut gewesen, doch am Ende konnte sich der deutsche Markt nicht durchsetzen. Es gibt zwar durchaus erfolgreiche Spielentwickler hierzulande, doch sie sind eher die Ausnahme.
Millionen Euro Steuergelder fließen in die Gaming-Industrie – einige Projekte stehen in der Kritik
Zuletzt sorgte die Gamesförderung für einige kritische Tweets und Schlagzeilen. Unter anderem kam heraus, dass eine Art Slither.io-Klon mit fast 200.000 Euro gefördert wurde – ursprünglich erschien dieses Spiel unter dem Namen “Blockade” schon 1976, sogar in Deutschland. Spätere Versionen wurden dann immer erfolgreicher. Das geförderte Spiel sollte eine moderne Auflage davon sein.
Beachtlich jedoch: Das Spiel ist “ausschließlich als Browsergame in HTML5 entwickelt”. Im Jahr 2024 ist das durchaus als kurios zu bezeichnen, da sich nahezu der gesamte Gaming-Markt auf Smartphones oder Konsolen abspielt. Das sorgte im Netz auf Twitter/X für viel Häme.
Und es gibt weitere solcher Beispiele, die viele die Gamesförderung hinterfragen lassen. Die 200 Millionen Euro dafür müssen schließlich erst durch die Steuerzahler in Deutschland verdient werden. Und wenn sich in der Förderliste dann solche Beispiele finden, fragen sich einige ebendieser Steuerzahler eben, was das soll.
Wieso sollte man die deutsche Gaming-Industrie mit der Gießkanne fördern?
Ein Problem jeglicher Förderung ist es, dass mit der Gießkanne geschaut wird, wer die Gelder bekommen soll. Projekte können sich zwar bewerben, doch die Bewertung, ob das entwickelte Spiel jetzt gut ist und in welchem Preisrahmen es sich aufhält, ist mitunter selbst bei Experten schwer zu bewerten.
Es ist zwar löblich, wenn der deutsche Staat das Thema Gaming-Industrie ernst nimmt – aber andererseits stellt sich auch die Frage, ob es dafür überhaupt noch früh genug ist. Denn wenn es hierzulande keine Gaming-Industrie gibt, muss es diese denn dann überhaupt geben?
Es sind ganz andere Faktoren als mangelnde Starthilfe das Problem
Gleiches gilt übrigens auch für die Filmförderung. Es gibt immer wieder Beschwerden über den deutschen Film. Einen großen Anteil daran hat jedoch die Filmförderung, die genau diese Filme eben fördert – und damit eine Art Teufelskreis auslöst, über den sich schon Filmkritiker wie Wolfgang M. Schmitt kritisch geäußert haben. Möglicherweise steht da sogar um die Gamesförderung besser im Vergleich.
Vielleicht ist es auch einfach an der Zeit einzusehen, dass es ganz andere Gründe als fehlende Starthilfe oder Förderung gibt, wieso hierzulande kaum erfolgreiche Gaming-Industrie sitzt. Und dass die Förderung diese Probleme im ärgsten Fall sogar verschlimmern könnte.
Auch Millionen für bereits erfolgreiche Studios
Dass der erfolgreiche Entwickler Ubisoft Blue Byte nämlich im vergangenen Jahr 5,7 Millionen Euro vom Bund bekam, um weiter erfolgreich Spiele in Deutschland herzustellen, ist durchaus ironisch. Das Studio war zuvor erfolgreich, es braucht diese Förderung mit hoher Wahrscheinlichkeit schlicht nicht, weil es auch so gut genug dasteht.
Übrig bleibt nur der Eingriff in den Markt und gleichzeitig die Manipulation von diesem dadurch. Wo das hinführt? Das wird sich zeigen. Sollte es wie bei der Filmförderung in einigen Jahren aussehen, sollte man es jedoch besser gleich lassen. Damit wäre niemandem ein Gefallen getan.