Seit über zehn Jahren war der Minecraft-Film („Ein Minecraft Film“) ausstehend. Seit vergangener Woche läuft er nun in den Kinos, auch in Deutschland. Das Einspielergebnis lässt sich schon jetzt sehen, bereits nach dem Wochenende sieht es so aus, als ob er sein Budget fast wieder hereingeholt hätte.
Doch gleichzeitig hatten viele die guten Erwartungen verloren, nachdem die ersten Ausschnitte und Trailer gezeigt wurden. Es herrschte deshalb eine Unsicherheit, ob der Film die hohen Ansprüche erfüllen könnte – oder ein gigantischer Flop werden würde.
Kein Film in Minecraft, sondern ein Film über Minecraft
Diese Angst kann den Zuschauern jedoch genommen werden, wie ich finde. Die vielen Wechsel in der Regie und beim Drehbuch haben nicht dafür gesorgt, dass der Minecraft Film ein Totalausfall wäre. Gleichzeitig nimmt er sich dem Videospiel anders an, als es in den vergangenen Jahren bei anderen Videospielen oder Marken der Fall war – ein neuer LEGO-Film ist er sicher gewiss nicht.
Es wird also keine Geschichte in Minecraft erzählt, sondern eine Geschichte über Minecraft und seine Welt. Das ist okay, aber auch nicht besonders kreativ. Dabei dreht sich im Film doch vieles um Kreativität. Denn Henry (Sebastian Eugene Hansen) stößt mit seiner Kreativität und auf der neuen Schule (die übliche US-Story) an Grenzen, gemeinsam mit seiner Schwester Natalie (Emma Myers) ist er erst kürzlich umgezogen.
Die Protagonisten kämpfen mit sich selbst
Gleichzeitig kämpft der Videospieler und Betreiber eines Arcade-Ladens, Garett (Jason Mamoa) mit finanziellen Schwierigkeiten. Die Maklerin Dawn (Danielle Brooks) wiederum kommt in den Film, weil sie Natalie und Henry ihr neues Zuhause vermittelt hat – denn die Eltern der beiden sind verstorben. In den ersten 15 Minuten widmet man sich diesen Hintergrundgeschichten.
Die wichtigste und erste sei aber nicht vergessen. Denn Steve (Jack Black – der mit einigen Memes schon lange vor dem Kinostart für den Film trommelte) erfüllte sich, offenbar zuvor in den 1980er-Jahren, als Erwachsener einen Kindheitstraum und ging in die für Kinder verbotenen Minen – und entdeckte dort ein Portal in die Welt von Minecraft. Doch eine böse Pigmen-Herrscherin nahm ihm den notwendigen Gegenstand, sein Hund Dennis wiederum brachte ihn unter seinem Bett in Sicherheit. Doch als der Haushalt aufgelöst wurde, kam dieser in die Hände von Garett. Und auf den wiederum traf Henry. Einige Zufälle also.
Ein Minecraft Film: In der „Oberwelt“ wartet ein Abenteuer
Relativ schnell zieht es also alle Personen in die „Oberwelt“ von Minecraft, in der sie erst einmal alles erkunden und sich gegen Monster wehren müssen. Dann beginnt das Wettrennen um den Gegenstand für das Portal, den dieser befindet sich ja nun wieder in Reichweite der Pigmen-Herrscherin. Ein wenig erinnert das Ganze an die Geschichte des Super Mario-Films aus dem Jahr 2023.
Der Film versucht vor allem durch seinen Humor zu bestechen. Eigentlich permanent ist dieser jedoch eher albern – durch die kuriose Besetzung und deren Erscheinungsbilder funktioniert das aber durchaus. Einige Dinge sind doch sehr vorhersehbar, trotzdem hängt dem Ganzen ein gewisser Charme an.
Die Erkundung der Oberwelt nimmt viel Zeit in Anspruch
In manchen Szenen wiederum erahnt man den Greenscreen, mit dem die Personen aus dem echten Leben – die hier kurioserweise in Minecraft genauso aussehen, inklusive Steve – in die Oberwelt eingefügt wurden. Das wirkt teilweise plastisch und funktioniert nicht. In anderen Szenen scheint man die Oberwelt nachgebaut zu haben – in diesen funktionieren die Szenen weitaus besser.
Viel Zeit des Films wird mit dem Entdecken der Welt verbracht. Das würde ich dem Minecraft-Film aber nicht zum Vorwurf machen, immerhin besteht das Spiel, insbesondere für jüngere Spieler, ja durchaus auch daraus. Die Chance, über den Horizont hinaus ein Meisterwerk an Film zu liefern, hat man damit aber vertan.
Weshalb der Minecraft-Film durchaus albern, aber trotzdem sehenswert ist
Langweilig wird es aber nicht. Der Humor mag speziell sein, und nicht etwas für jeden, aber hält den Film über seine Zeit am Leben. Dass man bei Mojang unbedingt eine Komödie wollte, wie es immer wieder in Insider-Kreisen hieß, ist natürlich bemerkbar. Ob es eine hätte werden müssen, ist zumindest fraglich.
Im Ergebnis liefert der Minecraft-Film viel Fanservice und fühlt sich teilweise eher wie ein Low-Budget-Film an, allerdings ein guter (auch wenn es kein Low-Budget-Film war). Gerade wegen der abstrusen Dialoge muss man aber doch an einigen Stellen herzlich lachen. Der Film ist besser geworden, als viele wohl vor einigen Monaten erwartet hätten. Aber das heißt eben nicht, dass es sich um ein Meisterwerk handelt oder man aus einer IP wie Minecraft nicht hätte auch mehr herausholen können.