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LTB 525 – Ein gefährlicher Gegner 9

LTB 525 – Ein gefährlicher Gegner


LTB 525 – Ein gefährlicher Gegner 10

8.10..2019, 6,50 €, 250 S.

Das Cover ist eine wahre Wohltat für die Augen! Ich plädiere ja schon seit Langem dafür, öfter Titelbilder von Alessandro Perina zu verwenden, und dieses ist ein wunderbares Beispiel dafür, warum ich gerne mehr Cover von diesem Zeichner sehen würde: Atmosphärisch, dicht und (was die Mimik und Gestik der Figuren angeht) angenehm natürlich. Zudem erzeugt es Spannung und Neugier auf den Inhalt. Einzig der deutsche Titel wirkt dem ein wenig entgegen: Dass Mac Moneysac “ein gefährlicher Gegner” ist, sollte ja bekannt sein, aber die Geschichte hat eine andere Ausgangslage. Zudem fügt sich der Titel zu sehr in die Tradition langweiliger oder nichtssagender LTB-Titel ein (z.B. das bereits zwei Mal verwendete “Gnadenlose Gegner”). Eine direkte Übersetzung des Originals, also “Mac Moneysacs Geheimnis”, wäre besser gewesen.

 

Ein gefährlicher Gegner

Teil 1: Der Trick

Teil 2: Die Falle

Teil 3: Die Abrechnung

 

Mac Moneysac war in Italien lange nicht sonderlich populär. Mit ganz wenigen Ausnahmen kam er jahrzehntelang überhaupt nicht im Topolino vor, die italienischen Künstler bevorzugten den ebenfalls von Carl Barks erfundenen Klaas Klever. Das hat sich erst mit “Alle gegen einen”, dem Meisterwerk von Francesco Artibani und Alessandro Perina, etwas geändert. Nun haben sich die beiden Künstler erneut mit dem Charakter befasst und ein Werk ähnlicher Länge vorgelegt.


Es beginnt mit einer Einladung in ein Luxushotel. Mac Moneysac, ganz in Weiß (aber ohne Blumenstrauß! :-)), gibt sich geläutert und erklärt, dass er fortan dem Vorbild seines Bruders Muck nacheifern will. Der war laut Moneysac ein Menschenfreund und Gönner. Und er hat offenbar vor längerer Zeit Dagoberts Bruder Dettmar und seinem “Rasenden Kurier” (siehe LTB 36) eine Menge Geld geliehen, aber Mac Moneysac will ihm die Schuld erlassen und Tick, Trick und Track nach Südafrika einladen. Die nehmen das Angebot an, trotz Donalds und Dagoberts Vorbehalten. Die beiden Erwachsenen wiederum wollen Dettmar zur Rede stellen, jedoch ist der verschwunden (stattdessen treibt Dummy Duck in der Redaktion sein Unwesen), und zwar irgendwo in Südamerika…

Man ahnt es: Einiges stimmt hier nicht. Dass die beiden Handlungsstränge zusammenhängen, ahnen allerdings weder Donald noch Dagobert. Und so gehen gleich mehrere Ducks in die Falle.

 

“Ein gefährlicher Gegner” ist ganz klar ein Werk mit ähnlichem Anspruch wie “Alle gegen einen”, der Humor kommt nicht zu kurz, und der Schluss hat Rosa-artige Ausmaße. Dadurch, dass es weniger Gegner gibt, ist die Geschichte aber ein bisschen weniger verschachtelt, auch das Pacing ist anders (“Alle gegen einen” bestand aus 4 * 30 Seiten, hier dagegen sind es 3 * 40 Seiten). Perinas Zeichnungen sind weiterhin ausdrucksstark und lebhaft (was alleine aufgrund der Scarpa-Figuren Dettmar und Dummy auch vonnöten war), wirken im Detail aber auch ein bisschen blasser als noch 2013.


Was der Geschichte nicht unbedingt zugutekommt, ist die Aufteilung im Band. Hier hat die Reducktion m.E. einen Fehler gemacht, besonders, da mal wieder die Charaktere in den Geschichten dazwischen ebenfalls auftauchen. Meiner Meinung nach hätte es höchstens Sinn gemacht, die Mausgeschichten, Gundel und Dussel/Düsentrieb zwischen den Teilen zu drucken, aber am Stück wäre es noch besser gewesen. Ob “Alle gegen einen”, wenn es auch so zerstückelt gewesen wäre, überhaupt in die Fan-Edition gewählt worden wäre?

Die sagenumwobene Stadt Z wird übrigens auch in Castys nächster Tabea-Geschichte eine Rolle spielen, diese ist jedoch noch gar nicht veröffentlicht – wir bekommen zumindest in Maus-Edition 11 mal die seit mehreren Jahren überfällige rund um das “Feuerauge von Atlantis” serviert. In Tabeas Debüt wiederum spielt eine Cenote im Dschungel auch eine Rolle…

Artibani erlaubt sich auch mal wieder einen kleinen Meta-Gag auf Kosten der Disney-Tradition. Waren es bei “Alle gegen einen” noch die verschiedenen Bürgermeister, die alle wie geklont aussahen, so regt sich Moneysac hier darüber auf, dass sich niemand merken kann, welcher der Drillinge welche Kappenfarbe trägt…


Die letzte Seite unterstreicht, dass es Artibani wirklich wichtig ist, die verschiedenen Interpretationen der Duck-Familie von (v.a.) Carl Barks, Don Rosa und Romano Scarpa miteinander zu versöhnen. Aber die Erwähnung von Dagoberts Schwestern macht für meinen Geschmack das große Problem von Dettmar nur noch deutlicher, dass er in Rosas Dagobert-Biografie (“Sein Leben, seine Milliarden”) keine Rolle spielt.

 

Wie gesagt, eine herausragende Geschichte, sicherlich TOP, wenn auch vielleicht nicht ganz so überragend wie “Alle gegen einen”.

Ein grundehrlicher Ganove

 

Kater Karlo ärgert sich, da er nicht mehr die Nummer 1 unter den Schurken ist, und will einen Gegenangriff starten. Da wird er von einem Hypnotiseur “umgedreht” und ist fortan ein ehrlicher, gesetzestreuer Mensch, der sich nicht mehr an sein voriges Leben erinnern kann. Bei Trudi und seinen ehemaligen “Kollegen” kommt das natürlich überhaupt nicht gut an. Karlo sucht Hilfe bei Goofy, der überraschend verständnisvoll ist. Was man von Kommissar Hunter und Micky wiederum nicht unbedingt behaupten kann…


Interessante Geschichte. Obwohl am Verlauf eigentlich nichts richtig unerwartet ist, liest es sich sehr angenehm. Das liegt natürlich auch an Giorgio Cavazzanos sehr souveränen Zeichnungen, die – zusammen mit der Konstellation, Goofys Charakterisierung und den psychologischen Einblicken in das Verhältnis zwischen Micky und Karlo – Ähnlichkeiten zu einer Reihe von Tito-Faraci-Geschichten betonen. Zwar ist Giorgio Fontana als Autor vielleicht noch nicht auf dem Level eines Faraci, aber diese Story ist jedenfalls vielversprechend. Bemerkenswert noch, dass Cavazzano hier ganz anders gezeichnet hat als bei “Trubel im Paradies”, obwohl beide Comics ungefähr gleich alt sind. GUT+

 

Die Voodoo-Puppe

 

Der Titel weckt traumatische Erinnerungen, aber mal abgesehen davon, dass hier keine schwarzmagischen Künste zum Einsatz kommen, ist es mal wieder ein gutes Beispiel dafür, dass man aus einer Grundidee sehr (auch qualitativ) unterschiedliche Dinge machen kann.

Die Geschichte beginnt mit einer Ulk-Erfindung von Daniel Düsentrieb: Eine scheinbar harmlose Handpuppe, aber wenn man das Foto einer Person hineinlegt, kann man die Bewegungen der Person kontrollieren, ohne dass diese etwas dagegen tun kann. Donald findet diese Erfindung so interessant, dass Düsentrieb (ganz der verantwortungslose Erfinder) sie ihm überlässt. Dann unterlaufen Dagobert einige seltsame Missgeschicke und man kommt schnell darauf: Die Panzerknacker haben das Ding gestohlen und erpressen den Fantastilliardär damit…


Klassische Geschichte der beiden nicht verwandten oder verschwägerten Panaros rund um eine missbrauchte Erfindung, in der Tradition von Geschichten wie Faccinis “Schnabelwandler”, aber nicht ganz so skurril. Was die Story aufwertet, ist die gut gelungene Konstruktion bzw. wie die Panzerknacker letztlich gefasst werden. Ottavio Panaros Zeichnungen sind dagegen nicht so ganz meins, aber sie waren, glaube ich, auch schon mal schlechter. GUT

 

Das Positiometer

 

Weniger nachhaltig dagegen diese Kurzgeschichte, in der Daniel Düsentrieb (schon wieder!) und Dussel (der immerhin hilfreich sein will) aufeinanderprallen. Giorgio Fontana zeigt zwar erneut, dass er die Charaktere gut verinnerlicht hat (und Düsentrieb recht Barks-nah schreiben kann), aber auf neun Seiten kann einfach nicht viel dabei herauskommen. GUT-


Übrigens: Neben dem Titelschriftzug steht klein “Haltestelle”. Warum auch immer!

Voll ins Fettnäpfchen

 

Nach neun Seiten Giorgio Di Vita gleich noch ein Einseiter, der von demselben Zeichner umgesetzt wurde. Mit Daisy und Donald, der zeigt, dass es nur in manchen Situationen angebracht ist, über Missgeschicke zu lachen. Immerhin, es gab schon schlechtere Einseiter.

Das zu perfekte Geschenk

 

Rudi hat bald Geburtstag (ist das jetzt seine Geburtstagsgeschichte?), aber was soll man ihm schenken? Darüber zermartern sich Micky, Minnie, Goofy und Klarabella das Hirn. Man entschließt sich zu einem Spontanbesuch, um unauffällig herauszufinden, was ihm noch fehlen könnte. Gar nicht so einfach, denn Rudi ist bekanntlich ein hervorragender Mechaniker und was kaputt ist, wird repariert.


Na ja, eine recht vorhersehbare Kurzgeschichte. Spätestens ab Seite 10 war mir die Schlusspointe klar. Zudem ist es die x-te Geschichte in letzter Zeit, in der Computer eine Rolle spielen, die eigentlich deutlich früher im LTB hätte erscheinen müssen. Denn so wie 2003 sehen die Dinger mittlerweile auch nicht mehr aus… Enrico Faccinis Zeichnungen sind gewöhnungsbedürftig. Manche Bilder sehen ganz gut aus, in manchen sehen einige Charaktere (Rudi, Goofy) sehr komisch aus, und in einigen Bildern kann ich keine einzige Figur ertragen. Irgendwie qualitativ uneinheitlich… MITTELMÄßIG+

Die gute Gundel

 

Für mich die positive Überraschung des Bandes. Ja, auch mit Gundel Gaukeley, die ja eigentlich ähnlich wie die Panzerknacker recht eindimensional angelegt ist, kann man schöne Geschichten schreiben, die die ausgetretenen Pfade verlassen und ihren Charakter um neue Facetten erweitern.

Hier meint Gundel, endlich den günstigen Tag erwischt zu haben, um Dagoberts Nummer Eins zu stehlen. Aber erstens kommt es anders und zweitens, als frau denkt: Durch eine Verkettung ungünstiger Umstände stürzt sie mit ihrem Besen ab und landet vor einer Gruppe Kindern. Die haben nix zu lachen, denn der Platz, auf dem sie immer gerne gespielt haben, soll (inklusive Bäume und Sträucher, versteht sich) abgerissen werden bzw. Platz für einen neuen Supermarkt machen. Aber was soll man gegen einen dicken Fisch wie den nicht sonderlich netten Herrn Zemento machen?


Sehr schön gemacht. Es ist eine Geschichte aus der italienischen “Minni” (die erst in den letzten Jahren verstärkt nach brauchbaren Storys durchforstet wird), aber nicht nur für kleine Mädchen geeignet, Bruno Sarda hat hier als Autor gute Arbeit geleistet. Stefano Intini wiederum hat in den Neunzigern noch deutlich runder und hübscher gezeichnet als heute, wo ich seine verzerrten Gesichter kaum noch ertrage. Auch seine Bilder sorgen dafür, dass ich hier großzügig TOP- vergebe

Superheld 2.0

 

Donald entdeckt die sozialen Netzwerke für sich. Bald merkt er aber, dass man als Durchschnitts-Langweiler wenig Follower bekommt (was natürlich im krassen Gegensatz zu seiner Popularität als Comicfigur steht, aber lassen wir das). Als Phantomias sieht das wiederum ganz anders aus: Und so wird der Superheld auch ein Superstar der sozialen Medien. Dumm nur, dass die Panzerknacker das für sich nutzen…

Irgendwie vorhersehbarer Verlauf ohne sonderlich viele interessante Momente. Valerio Helds Zeichnungen passen aber gut. MITTELMÄßIG+


 

Fazit

 

Eine gute Geschichte macht noch kein gutes LTB, aber hier ist die Kompilation recht gut gelungen, finde ich. Zwar war LTB 452 im direkten Vergleich deutlich klassischer aufgebaut (5 Geschichten + 1 Einseiter), aber es ist auch kein echter Tiefschlag dabei. Im Durchschnitt meiner Noten ist Band 525 immerhin der viertbeste dieses Jahr (nach 517, 515 und 522) und damit knapp vor dem Vorgänger 524, wobei die Unterschiede hier nur marginal sind.

Dass man momentan auf lange Geschichten setzt, ist auf jeden Fall lobenswert. Und es geht gleich im nächsten Band mit einer solchen weiter: Der nächste Band heißt “Jagd durch Berlin”. Bei der Titelgeschichte scheint es sich wohl um das angekündigte Werk zu 30 Jahren Mauerfall zu handeln (wobei die Geschichte eher nach 08/15-Schatzsuche klingt). Aber nicht von der PR oder dem 08/15-Standard-Freccero-Cover (diese schrecklichen aufgerissenen Schnäbel, puah!) abschrecken lassen: Versteckt in LTB 526 ist doch tatsächlich “Was morgen geschieht”, die 88-seitige Fortsetzung zur großartigen Micky-Geburtstagsgeschichte von Casty und Massimo Bonfatti, die wir erst letztes Jahr in LTB 513 genießen durften… wenn das kein Kaufgrund ist, dann weiß ich auch nicht!


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Spectaculus

Ich lese Comics, seit ich denken kann - oder vielleicht sogar noch länger.
Ansonsten bin ich ein großer Musikfan und mache mir ständig Gedanken über alles und jeden.

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